Zu Besuch bei Familie Phạm
Am Donnerstag, 31. Dez 2009 im Topic 'Vietnam'
Die letzte Woche war recht turbulent. Nachdem ich meinen Ausflug in die Ha Long Bucht und meine Weiterreise nach Hue am Morgen des 2. Weihnachtsfeiertags organisiert hatte, wurde ich ziemlich überraschend von Thêm eingeladen ihr Elternhaus zu besuchen. Ups, was sollte ich nun machen? Wir kannten uns erst seit ein paar Museumsbesuchen und alles war schon gebucht. Ich lehnte natürlich vielmals dankend ab.
Auf der Fahrt nach Ha Long und auf dem Boot hatte ich genug Zeit die Absage zu bereuen. Ich bin hier unterwegs um Land und Leute kennen zu lernen und nicht um von Ort zu Ort zu rasen. Wieso nutze ich nicht die Freiheit, die ich hier habe? Aber leidig darüber nachzudenken: Chance verpasst!
Noch nicht ganz.
Wir blieben per SMS in Kontakt und als ich auf der Rückfahrt war, frage mich Thêm, ob wir uns nochmal treffen könnten. Na klar, wieso nicht. Ich hatte eineinhalb Stunden Zeit nach meiner Rückkehr, bevor ich mit dem Nachtbus nach Süden weiter musste.
Zurück in Hanoi fragte mich Thêm, ob denn mein Zeitplan nicht abzuändern sei. Sie würde sich sehr freuen mich zu ihren Eltern einzuladen und die würden sich sicherlich auch freuen einen Ausländer in ihrem Haus zu beherbergen, auch wenn sie im Moment noch nichts davon wissen! Hm, ersteinmal mit meinem Hotel telefonieren, denn die haben alles für mich arrangiert: Busfahrt verschieben, Hotel umbuchen und für Sylvester - wenn, dann bleibe ich auch gleich bis Neujahr hier - ein Zimmer besorgen. Alles machbar sagt mein Hotel! Prima!
Ich habe nicht nur einmal nachgefragt, ob es denn wirklich OK ist, wenn sie mit einem doppelt so altem Fremden zuhause auftaucht. Das sei überhaupt kein Problem war immer die Antwort. Nun, dann konnte ich die Einladung nur noch annehmen und abends noch schnell ein Gastgeschenk besorgen. Wir verabredeten uns für den nächsten Tag, um morgens um neun die zweistündige Busfahrt in die Nachbarprovinz Hung Yen anzutreten.
Das Wetter lies wirklich zu wünschen übrig. Nieselregen hatte die Strassen in schmierige Pisten verwandelt. Die Sonne war seit Tagen nicht mehr zu sehen. Es war frisch aber nicht kalt. Richtiges Schmuddelwetter, das alles trist erscheinen läßt.
Die Fahrt verging wie im Flug; es gab viel zu erzählen. Von Hung Yen Stadt ging es mit dem Taxi vorbei an etlichen Baustellen nochmals ein paar Kilometer bis zu unserem Ziel.
Ein bißchen aufgeregt war ich natürlich schon. Klappt das auch mit der Verständigung wenn die Eltern nur vietnamesisch sprechen? Wie ist das mit der Etikette? Und so weiter.
Der Empfang bei der Ankunft war dann sehr freundlich und völlig unkompliziert. Danach betraten wir das Haus und befanden uns gleich im Wohnzimmer, das auch gleichzeitig Herrn Phạm als Geschäftsraum dient. Herr Phạm ist selbständig und repariert Fernseher und Musikanlagen.
Bei ein paar Tässchen grünem Tee - natürlich aus Vietnam - werden die ersten Fragen gestellt und Thêm darf übersetzen, jedoch bei den politischen Fragen ihres Vaters muß sie passen, da ihr die Vokabeln fehlen. Zwischendurch kommt auch schon mal ein Kunde der Dies oder Jenes benötigt. Und dann folgt schon das Mittagessen, denn auch hier gilt: um 12 gebt gess! Und wie es so üblich ist, wird reichlich aufgetischt was Hof und Garten hergeben und der Gast muss ordentlich zulangen! Hinter dem Haus ist ein großer Gemüsegarten, in dem alles wächst was die Familie für ihre Küche benötigt. Hühner haben die Phạms auch und dazu zwei Hunde und eine Katze. Auch ein Vetter ist beim Mittagessen dabei. Thêm nennt ihn Bruder, wie alle ihre Cousins und Cousinen von denen sie wahrlich eine Menge hat. Sie erklärt mir, daß ihre Eltern zusammen 15 Geschwister haben und diese jeweils auch wieder zwei bis drei Kinder haben. In Kriegszeiten brauchte das Volk einfach mehr Menschen sagt sie.
Nach dem üppigen Mittagessen mit Bierchen ist dann ein Mittagsschläfchen angesagt, das sei üblich. Ist auch verständlich, denn die Vietnamesen beginnen ihren Tag früh. Also erstmal lang machen und ein wenig ausruhen.
Den Nachmittag verbringen wir mit Bilder gucken. Das Wetter lädt nicht zum Spazieren ein und die wenigen Nachbarn hier draussen verdrehen sie eh nur den Kopf nach mir meint Thêm. Die Zeit verfliegt wieder und das Abendessen ist nicht weniger reichlich als das Mittagessen. Und ich darf mich beim Essen natürlich wieder nicht zurückhalten. Als Belohnung gibt es auch einen starken Ginseng-Schnapps, den sie hier aber Wein nennen. Frau Phạm kocht wirklich ausgezeichnet und überhaupt nicht scharf. Von den vielen Schalen und Tellern mit den Gerichten wird einfach mit den Stäbchen so viel man will in sein eigenes kleines Schälchen genommen. Bitte nicht vergessen die Hühnerstücke in die Soße zu tunken.
Ich bekomme auch extra Ingwer dazu, weil er mir so gut schmeckt.
Das Unterhalten gestaltet sich aber etwas schwierig und so richtig locker wird es erst nach dem Frühstück am nächsten Morgen.

Herr Phạm zeigt mir seine Uniform und seine Orden und zieht noch schnell Hemd und Kravatte dazu an, bevor ich ein paar Fotos machen kann. Er ist sichtlich stolz und das zurecht, denn er kann wirklich stolz auf sich und seine Tochter sein!
Eine wirklich gastfreundliche Familie, die es mir ermöglicht hat einen Blick auf das ganz normale Leben in Vietnam zu werfen.
Thêm begleitet mich zurück nach Hanoi. Die Innenstadt gleicht einem Chaos, denn die Stadt fängt an sich selbst zu feiern. Da nächstes Jahr die 1000-Jahr Feier ansteht (10.10.2010!) wird schon mal reingefeiert. Mit vielen Blumen und Pflanzen werden Szenen aus dem Leben und der Geschichte Hanois dargestellt.
Ich lade Thêm noch auf eine Pizza ein, ihre erste! Danach trennen sich unsere Wege wieder und ich muss nun wieder alleine meine Reise fortsetzen, aber mit einer Menge mehr Wissen über das Land Vietnam, seine Kultur und seine Menschen. Vielen Dank Thêm!
Mehr Bilder:
- Bei Familie Phạm und zurück in Hanoi auf dem Blumenfestival
Auf der Fahrt nach Ha Long und auf dem Boot hatte ich genug Zeit die Absage zu bereuen. Ich bin hier unterwegs um Land und Leute kennen zu lernen und nicht um von Ort zu Ort zu rasen. Wieso nutze ich nicht die Freiheit, die ich hier habe? Aber leidig darüber nachzudenken: Chance verpasst!
Noch nicht ganz.
Wir blieben per SMS in Kontakt und als ich auf der Rückfahrt war, frage mich Thêm, ob wir uns nochmal treffen könnten. Na klar, wieso nicht. Ich hatte eineinhalb Stunden Zeit nach meiner Rückkehr, bevor ich mit dem Nachtbus nach Süden weiter musste.
Zurück in Hanoi fragte mich Thêm, ob denn mein Zeitplan nicht abzuändern sei. Sie würde sich sehr freuen mich zu ihren Eltern einzuladen und die würden sich sicherlich auch freuen einen Ausländer in ihrem Haus zu beherbergen, auch wenn sie im Moment noch nichts davon wissen! Hm, ersteinmal mit meinem Hotel telefonieren, denn die haben alles für mich arrangiert: Busfahrt verschieben, Hotel umbuchen und für Sylvester - wenn, dann bleibe ich auch gleich bis Neujahr hier - ein Zimmer besorgen. Alles machbar sagt mein Hotel! Prima!
Ich habe nicht nur einmal nachgefragt, ob es denn wirklich OK ist, wenn sie mit einem doppelt so altem Fremden zuhause auftaucht. Das sei überhaupt kein Problem war immer die Antwort. Nun, dann konnte ich die Einladung nur noch annehmen und abends noch schnell ein Gastgeschenk besorgen. Wir verabredeten uns für den nächsten Tag, um morgens um neun die zweistündige Busfahrt in die Nachbarprovinz Hung Yen anzutreten.
Das Wetter lies wirklich zu wünschen übrig. Nieselregen hatte die Strassen in schmierige Pisten verwandelt. Die Sonne war seit Tagen nicht mehr zu sehen. Es war frisch aber nicht kalt. Richtiges Schmuddelwetter, das alles trist erscheinen läßt.
Die Fahrt verging wie im Flug; es gab viel zu erzählen. Von Hung Yen Stadt ging es mit dem Taxi vorbei an etlichen Baustellen nochmals ein paar Kilometer bis zu unserem Ziel.
Ein bißchen aufgeregt war ich natürlich schon. Klappt das auch mit der Verständigung wenn die Eltern nur vietnamesisch sprechen? Wie ist das mit der Etikette? Und so weiter.
Der Empfang bei der Ankunft war dann sehr freundlich und völlig unkompliziert. Danach betraten wir das Haus und befanden uns gleich im Wohnzimmer, das auch gleichzeitig Herrn Phạm als Geschäftsraum dient. Herr Phạm ist selbständig und repariert Fernseher und Musikanlagen.
Bei ein paar Tässchen grünem Tee - natürlich aus Vietnam - werden die ersten Fragen gestellt und Thêm darf übersetzen, jedoch bei den politischen Fragen ihres Vaters muß sie passen, da ihr die Vokabeln fehlen. Zwischendurch kommt auch schon mal ein Kunde der Dies oder Jenes benötigt. Und dann folgt schon das Mittagessen, denn auch hier gilt: um 12 gebt gess! Und wie es so üblich ist, wird reichlich aufgetischt was Hof und Garten hergeben und der Gast muss ordentlich zulangen! Hinter dem Haus ist ein großer Gemüsegarten, in dem alles wächst was die Familie für ihre Küche benötigt. Hühner haben die Phạms auch und dazu zwei Hunde und eine Katze. Auch ein Vetter ist beim Mittagessen dabei. Thêm nennt ihn Bruder, wie alle ihre Cousins und Cousinen von denen sie wahrlich eine Menge hat. Sie erklärt mir, daß ihre Eltern zusammen 15 Geschwister haben und diese jeweils auch wieder zwei bis drei Kinder haben. In Kriegszeiten brauchte das Volk einfach mehr Menschen sagt sie.
Nach dem üppigen Mittagessen mit Bierchen ist dann ein Mittagsschläfchen angesagt, das sei üblich. Ist auch verständlich, denn die Vietnamesen beginnen ihren Tag früh. Also erstmal lang machen und ein wenig ausruhen.
Den Nachmittag verbringen wir mit Bilder gucken. Das Wetter lädt nicht zum Spazieren ein und die wenigen Nachbarn hier draussen verdrehen sie eh nur den Kopf nach mir meint Thêm. Die Zeit verfliegt wieder und das Abendessen ist nicht weniger reichlich als das Mittagessen. Und ich darf mich beim Essen natürlich wieder nicht zurückhalten. Als Belohnung gibt es auch einen starken Ginseng-Schnapps, den sie hier aber Wein nennen. Frau Phạm kocht wirklich ausgezeichnet und überhaupt nicht scharf. Von den vielen Schalen und Tellern mit den Gerichten wird einfach mit den Stäbchen so viel man will in sein eigenes kleines Schälchen genommen. Bitte nicht vergessen die Hühnerstücke in die Soße zu tunken.
Ich bekomme auch extra Ingwer dazu, weil er mir so gut schmeckt.
Das Unterhalten gestaltet sich aber etwas schwierig und so richtig locker wird es erst nach dem Frühstück am nächsten Morgen.

Herr Phạm zeigt mir seine Uniform und seine Orden und zieht noch schnell Hemd und Kravatte dazu an, bevor ich ein paar Fotos machen kann. Er ist sichtlich stolz und das zurecht, denn er kann wirklich stolz auf sich und seine Tochter sein!

Eine wirklich gastfreundliche Familie, die es mir ermöglicht hat einen Blick auf das ganz normale Leben in Vietnam zu werfen.
Thêm begleitet mich zurück nach Hanoi. Die Innenstadt gleicht einem Chaos, denn die Stadt fängt an sich selbst zu feiern. Da nächstes Jahr die 1000-Jahr Feier ansteht (10.10.2010!) wird schon mal reingefeiert. Mit vielen Blumen und Pflanzen werden Szenen aus dem Leben und der Geschichte Hanois dargestellt.
Ich lade Thêm noch auf eine Pizza ein, ihre erste! Danach trennen sich unsere Wege wieder und ich muss nun wieder alleine meine Reise fortsetzen, aber mit einer Menge mehr Wissen über das Land Vietnam, seine Kultur und seine Menschen. Vielen Dank Thêm!
Mehr Bilder:
- Bei Familie Phạm und zurück in Hanoi auf dem Blumenfestival
connyg,
Freitag, 1. Januar 2010, 13:32
Hallo Jörg.
Habs nun auch endlich geschafft mich anzumelden.
Bist gut rein gerutscht ins neue Jahr und wie geht das überhaupt ohne Schnee und Eis? – egal:
Happy New Year!
Viel Spaß, tolle Erfahrungen und nen ganzen Sack voll Glück wünsch ich Dir.
Grüßle, Conny
Habs nun auch endlich geschafft mich anzumelden.
Bist gut rein gerutscht ins neue Jahr und wie geht das überhaupt ohne Schnee und Eis? – egal:
Happy New Year!
Viel Spaß, tolle Erfahrungen und nen ganzen Sack voll Glück wünsch ich Dir.
Grüßle, Conny
die_siedler,
Samstag, 2. Januar 2010, 11:00
Hallo Jörg,
Prost Neujahr und viel Spass bei der zweiten Hälfte Deiner Reise. Du bist ja prima ins Neue Jahr gestartet.
Bei mir lief es leider nicht ganz so gut. Nach ein paar tollen Wanderungen und Besuchen in netten Hütten im Kleinwalsertal - die Kinder haben wir im Skikurs geparkt - habe ich nun 'Bandscheibe'. Nach einigen Stunden schlimmer Schmerzen, geht aber schon viel besser. Von meinem Krankenzimmer schaue ich auf die Piste, es schneit gerade und alles sieht sehr schön aus. Morgen gehts dann wieder nach SB.
Viele Grüße aus dem Schnee
Heidi
Prost Neujahr und viel Spass bei der zweiten Hälfte Deiner Reise. Du bist ja prima ins Neue Jahr gestartet.
Bei mir lief es leider nicht ganz so gut. Nach ein paar tollen Wanderungen und Besuchen in netten Hütten im Kleinwalsertal - die Kinder haben wir im Skikurs geparkt - habe ich nun 'Bandscheibe'. Nach einigen Stunden schlimmer Schmerzen, geht aber schon viel besser. Von meinem Krankenzimmer schaue ich auf die Piste, es schneit gerade und alles sieht sehr schön aus. Morgen gehts dann wieder nach SB.
Viele Grüße aus dem Schnee
Heidi
ursulinenstift,
Dienstag, 5. Januar 2010, 07:54
Hey Dr. Kimble,
bleib locker - net hezze im neuen Jahr. Lieber mal zwei, drei Museen auslassen und zwei, drei Thems mehr einlegen....
Wir gehen zu Deinen Ehren mal zum Vietnamesen und trinken einen mit Onkel Ginseng.
In Frieden,
der Ursulinenstift/SB
bleib locker - net hezze im neuen Jahr. Lieber mal zwei, drei Museen auslassen und zwei, drei Thems mehr einlegen....
Wir gehen zu Deinen Ehren mal zum Vietnamesen und trinken einen mit Onkel Ginseng.
In Frieden,
der Ursulinenstift/SB
meintkl,
Donnerstag, 7. Januar 2010, 11:07
Hallo Jörg
siehst gut aus auf den Bildern. Gar keine SAP-Falten mehr zu sehen. Neid!
Ich wünsche dir ein gutes neues Jahr.
gruss
tkl
siehst gut aus auf den Bildern. Gar keine SAP-Falten mehr zu sehen. Neid!
Ich wünsche dir ein gutes neues Jahr.
gruss
tkl